DESIGNING URBAN MICROCLIMATES | PASSIVE LOW-TECH-KÜHLUNG IM ENTWURF STÄDTISCHER AUSSENRÄUME
Dissertation Julian Busch, TU Braunschweig, 2019

Mit seinen Bebauungen, mit Materialwahl, Positionierung, Ausrichtung, Größe und Form von Gebäuden, Plätzen und Straßen gestaltet der Architekturschaffende unvermeidlich das Mikroklima der urbanen Freiräume. Die Möglichkeiten und Formen der Einflussnahme auf klimatische Bedingungen sind Inhalt dieser Arbeit.
Die Motivation und Ausgangslage waren nicht zuletzt vom derzeitigen Klimawandel mitbestimmt. Durch den damit ausgelösten, spürbar zunehmenden Anstieg von Extremwetterereignissen erhält die Betrachtung der thermischen Bedingungen innerhalb der stadträumlichen Gestaltung eine zunehmend aktuelle Bedeutung. Während in öffentlichen Diskursen bereits eine ausführliche Debatte über Nachhaltigkeit oder Verbrauch von Ressourcen im Gange ist, finden diese in architektonischen Beiträgen allenfalls als Gebäudetechniken (Solarfassaden, Dämmungen etc.) Beachtung, nicht aber als stadträumliche Kompositionskriterien. Insbesondere besteht Nachholbedarf in der Propagierung passiver Methoden zu einem Klimadesign, das keine Energie verbraucht und stattdessen auf natürliche Energiequellen zurückgreift.
Untersucht werden im Folgenden die Wechselbeziehungen zwischen urbanem Mikroklima, Bebauungsformen und der artifiziellen Thermoregulation: Auf welche Weise können Raumgestaltungen zu einer Reduzierung der Wärmebelastung des menschlichen Körpers beitragen?
These und Ziel der Untersuchungen ist die Berücksichtigung atmosphärischer Einflüsse und klimatischer Faktoren als entwurfsrelevante Kriterien, nicht zuletzt als Möglichkeit einer identitätsprägenden Gestaltung . Die Arbeit plädiert für die Berücksichtigung ortseigener Chancen zur Herleitung und Entwicklung von Entwurfsgedanken und zur Besinnung auf eine nachhaltige Denkweise im Prozess des architektonischen Entwerfens. Die Strategien zur Kühlung werden dabei auf ihre qualitativen Eigenschaften hin untersucht, nicht auf ihre quantitativen.
Die Ergebnisse zweier Musterentwürfe sollen zeigen, wie sich eine vertiefte Berücksichtigung des Klimas als Entwurfsfaktor innovativ auf den Gestaltungsprozess auswirkt. Zudem wird deutlich, dass die Rückbesinnung auf vernakuläre Baukonzepte auch im kritischen Kontext zu modernen energieabhängigen Technologien lehrreich sein kann. Aus der titelgebenden Fokussierung auf Kühlmethoden lassen sich Kriterien für eine Planbarkeit ableiten, sowie die These, dass atmosphärische Dimensionen mehr Raum in Theorie und Praxis des architektonischen wie auch städtebaulichen Entwurfs verdienen.

Verfasser: Julian Busch